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Der Direkte Draht vom 07.05.2025
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
das Jahr 2025 ist ein Jahr der Jubiläen und besonderen Gedenktage. Das gilt auch für den 9. Mai. Hier jährt sich zum 75. Mal die sogenannte „Schumann-Erklärung“, also die Gestaltung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, auch Montanunion genannt. Ein Vorläufer und die Grundlage für die spätere Europäische Union. Aus diesem Grund wird jährlich am 9. Mai der Europatag begangen.
Also der französische Außenminister, Robert Schumann, am 9. Mai in einer Rede die Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl vorschlug, hat er vielleicht gehofft, damit die Basis für ein vereintes Europa in Frieden und Freiheit zu legen. Gewissheit konnte er gerade fünf Jahre nach dem Ende des schrecklichen zweiten Weltkriegs nicht haben. Doch sein Vorschlag der Montanunion war genau das: die Grundlage für die Europäische Union.
Die Kohle- und Stahlindustrie sollte fortan nicht mehr allein nationalstaatlich gedacht und vor allem geleitet und überprüft werden, sondern im gesamteuropäischen Kontext eingebettet sein. Ein weiser und vorausschauender Vorschlag, denn insbesondere Kohle und Stahl waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Industrien, die für militärische Zwecke unabdingbar waren.
Doch bei dieser thematischen Zusammenarbeit blieb es nicht. Vielmehr ging aus dieser eine vertiefte Zusammenarbeit in Europa vor. Allen voran die beiden ehemaligen „Erzfeinde“ Frankreich und Deutschland schafften durch ihre Versöhnung den Grundstein dafür, Europa zu einen, den Frieden zu wahren und für die Freiheit einzutreten. Im Laufe der Jahre kamen immer neue gemeinsame Tätigkeitsfelder dazu und so entstand nach und nach die Europäische Gemeinschaft (EG) und daraus die Europäische Union (EU).
Was für uns heute nahezu selbstverständlich klingt, war damals fast schon utopisch. Viel zu groß waren die Konflikte und letztendlich die kriegerischen Auseinandersetzungen der vergangenen rund 100 Jahre in Europa gewesen. Auch zu diesem Anlass begehen wir in diesem Jahr einen besonderen Jahrestag: Am 8. Mai jährt sich das Kriegsende in Europa zum 80. Mal.
Aber mutige Vordenker und Verantwortliche, die vorangingen, ließen sich davon nicht abschrecken. Es war eine Zeit des Handelns und eine Zeit, in der man für Demokratie, Freiheit und Frieden eintrat, ohne dabei Nebengedanken zu haben. Das ist mit Sicherheit ein Vorbild für heute, wo wir doch erstmals in dieser 75-jährigen Europäischen Geschichte vor einem Wendepunkt dieser Geschichte und unserer Demokratie zu stehen scheinen.
Auch Bad Vilbel ist heute ein selbstverständlicher Teil eines vereinten Europas. Die Städtepartnerschaften, unter anderem nach Moulins in Frankreich, zeigen dies eindrucksvoll. Mit Gästen aus Moulins beispielsweise gibt es am Abend des 9. Mais ein Abendessen, passend zum Anlass des Tages, aber eben auch zur Feier der Freundschaft. Lassen Sie uns diese Partnerschaft genauso bewahren wie den Einsatz für Demokratie, Freiheit und Frieden in Europa. Denn ein vereintes Europa ist wohl mit die beste Idee, die dieser Kontinent in seiner Geschichte hervorgebracht hat. Schließen möchten wir daher mit einem Zitat des ersten Bundeskanzler unseres Landes, Konrad Adenauer: „Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle.“
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel