Rathaus Bad Vilbel Eingang

Der Direkte Draht vom 30.10.2025

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

 

seit einigen Jahren ist Ende Oktober ein kleiner Zwist entstanden. Diejenigen, die der protestantischen Kirche anhängen und ihren Ursprung in Ehren halten, bestehen darauf, dass der 31. Oktober der Reformationstag ist und bleibt. Jüngere Generationen hingegen feiern zunehmend lieber Halloween. Doch ist das wirklich ein Widerspruch und wie stehen wir in Bad Vilbel dazu?

Fangen wir mit der zweiten Frage an: Auch in Bad Vilbel gibt es gewiss diese zwei Interpretationen des 31. Oktobers. Während die evangelischen Gemeinden den Reformationstag begehen und auf den Ursprung ihrer Konfession verweisen, ziehen bunt kostümierte Kinder andererseits durch Bad Vilbels Straßen und feiern Halloween nach amerikanischem Vorbild.

Die erste Frage ist daher etwas komplexer zu beantworten. Sind beide Dinge wirklich so widersprüchlich? Der Reformationstag ist ein kirchlicher Feiertag der protestantischen Kirche. Martin Luther lehnte sich gegen die Meinungen und Vorgaben aus Rom auf, wollte die Kirche reformieren, was schließlich zur Etablierung der evangelischen Konfession führte.

Halloween hat seinen Ursprung in einem keltischen Fest. Das „Samhain“ markierte den Übergang von der Sommer- zur Winterzeit. Wenn man so möchte also eine Art „Reformation im Jahreskalender“. Doch Halloween hat auch einen kirchlichen Ursprung. Die noch immer junge christliche Kirche nutzte bewusst alte „heidnische“ Riten und mythologische Tage im Kalender, um dort die eigenen Feiertage zu etablieren. So legte die Kirche im 8. Jahrhundert den Tag „Allerheiligen“ auf den 1. November, womit der 31. Oktober zum „Allerheiligen-Abend“ wurde, auf englisch den „All Hallows Eve“, woraus Halloween abgeleitet werden kann. Sowohl beim keltischen „Samhain“, als auch beim christlichen „Allerheiligen“ wird dem Vergangenen gedacht, waren es bei den Kelten Geister, sind es in der Kirche die Heiligen. Die Reformation wollte zwar mit dem Alten brechen, berief sich aber dennoch auf kirchliche Traditionen.

Gewisse Parallelen also kann man nicht verhehlen und wir finden, Reformationstag und Halloween, das geht nicht nur gut nebeneinander, sondern gern auch miteinander. Daher freuen wir uns, wenn Besucher von Gottesdiensten am Reformationstag Kindern in Kostümen, die Halloween feiern genauso gut gelaunt begegnen, wie Eltern, die ihre Kinder beim Halloween begleiten den Gottesdienstbesuchern vom Reformationstag. Das schließlich macht unser Bad Vilbel doch aus: Hier kann jeder das feiern, was er gern feiern möchte und wird dabei weder schräg angeschaut, noch verurteilt.

 

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich

Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel