Rathaus Bad Vilbel Eingang

Der Direkte Draht vom 10.04.2025

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

vor 80 Jahren endete in weiten Teilen des heutigen Deutschlands der zweite Weltkrieg. In Bad Vilbel und Umgebung marschierten amerikanische Einheiten in die Städte und Gemeinden ein und übernahmen die Kontrolle. Im April 1945 übergaben sie die Zivilverwaltung in Vilbeler Hände.

Genau vor 80 Jahren, am 10. April 1945, erschienen die ersten amtlichen Bekanntmachungen in Vilbel. Man könnte sagen, ein kleines Stück Normalität kehrte in das noch immer in Teilen zerstörte Städtchen zurück. Die Bekanntmachungen kündigten eine Ausgangssperre in der Nacht zwischen 20 Uhr und 6 Uhr an, zudem wurden alle Autos beschlagnahmt und das Benutzen von Fahrrädern verboten. Was heute merkwürdig klingt, war natürlich der damaligen Situation geschuldet.

Elf Männer waren es, die die US Army mit der zivilen Verwaltung beauftragte. Darunter Karl Bruder, Georg Muth oder Johann Kroner. Allesamt nicht nur unbelastet, sondern auch unverdächtig, mit den Nationalsozialisten gemeinsame Sache gemacht oder gar für sie gewirkt zu haben. Sie gingen direkt ans Werk, erließen entsprechende Bekanntmachungen und gaben Anweisungen über das Amtsblatt.

In den Wirren des zu Ende gehenden Zweiten Weltkriegs und stets unter Aufsicht der amerikanischen Militärverwaltung war die Aufgabe die eigene Heimatstadt wieder aufzubauen gewiss nicht einfach. Auf der anderen Seite waren insbesondere diejenigen, die selbst unter den Nationalsozialisten zu leiden hatten wohl einfach froh, dass der Terror, die Unterdrückung und Verfolgung ein Ende hatten.

Heute mag man sich nicht mehr ausmalen können, wie die Zeit damals gewesen sein muss. Wie viel Angst hatten die Vilbelerinnen und Vilbeler? Wie mutig und optimistisch waren die ersten zivilen Verwalter? Wie sehr war jeder eigentlich mit sich selbst beschäftigt? Aber wie groß war auch der Ärger und die Wut über diejenigen, die als Schergen der Nationalsozialisten auch in Vilbel ihr Unwesen trieben?

Solche und weitere Fragen müssen wir uns heute sicherlich stets vor Augen führen, um auch aus dieser Perspektive heraus ein mahnendes Gedenken, gepaart mit einem „Nie Wieder“ in die Tat umzusetzen.

Am 8. Mai endete der Zweite Weltkrieg in Europa. (Bad) Vilbel war da schon rund eineinhalb Monate befreit. Heute ist Bad Vilbel eine wachsende und dynamische Stadt in der Metropolregion Rhein-Main. Der Grundstein hierfür wurde von der ersten zivilen Verwaltung im April 1945 gelegt. Vielleicht muss man mehrmals darüber nachdenken, aber auch die Beschlagnahmung von Fahrzeugen und das Verbot der Benutzung von Fahrrädern war ein Teil dieses Grundsteins.

 

In diesem Sinne grüßt Sie herzlich

Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel