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Der Direkte Draht

Pogromgedenken

Der Direkte Draht vom 07.11.2024

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, es gibt Tage und Daten, die werden in der deutschen Geschichte als „Schicksalstage“ bezeichnet. Ein solches Datum ist ganz gewiss der 9. November. Viele Dinge geschahen an einem 9. November. Die Ausrufung der ersten deutschen Demokratie am 9. November 1918, der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 und auch einer der schwärzesten Tage der Geschichte: der 9. November 1938.


Als „Reichpogromnacht“ ging dieser Tag in die Geschichteunseres Landes ein und brannte sich unvergesslich in das kollektive Gedächtnis. In Bad Vilbel ereigneten sich die schrecklichen Ereignisse am 10. November, also etwas später als im übrigen Land. Doch auch hier herrschten dann Terror, Gewalt und Exzesse.
 
Die Schergen des nationalsozialistischen Terrorregimes jagten durch Vilbels Straßen. Sie brachen in Wohnungen jüdischer Bürgerinnen und Bürger ein, zerstörten deren Eigentum, warfen Möbel aus den Fenstern und machten auch vor den Menschen keinen Halt. Sie schlugen sie, warfen sie zu Boden und trachteten ihnen nach dem Leben.
 
Einige der Jüdinnen und Juden wurden von diesen Schergen auch verhaftet, so wie überall im damaligen Deutschen Reich. So schrecklich diese Stunden für die jüdischen Vilbeler damals gewesen sein müssen, heute wissen wir, dass sie doch erst der erste Höhepunkt auf dem Weg in den Holocaust, in die industrielle Vernichtung jüdischen Lebens, waren.
 
Was haben wir aus diesem Menschheitsverbrechen gelernt? Diese Frage müssen wir heute lauter denn je stellen. Heute, wo auf deutschen Straßen der antisemitische Hass wieder laut vernehmbar gegrölt wird. Heute, wo offen und in der Mitte unserer Gesellschaft, antisemitischer Hass nach außen getragen wird. Heute, 86 Jahre nach der Pogromnacht.
 
Wir sind es den Nachfahren der verfolgten Jüdinnen und Juden, wir sind es dem Andenken der verschleppten und umgebrachten Vilbeler Jüdinnen und Juden schuldig, gegen diesen Hass aufzustehen und wirklich nie wieder zuzulassen, dass sich ein solcher Hass noch mehr Bahn brechen kann. Wir gemeinsam, denn das muss unser Auftrag aus der Geschichte sein. Der 9. November darf nie wieder – auch nicht symbolisch – Schicksalstag der Deutschen sein.
 
 
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Ihr Magistrat der Stadt Bad Vilbel

Veröffentlicht:07.11.2024